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Knapp 100 000 Menschen sind wegen des Konflikts in Äthiopien bereits vertrieben worden. Die Regierung in Addis Abeba verbittet sich Einmischung von außen. Die Vereinten Nationen halten dagegen.

Nairobi (dpa) - Nach Appellen für ein Ende des Konflikts in Äthiopien hat Regierungschef Abiy Ahmed die internationale Gemeinschaft aufgefordert, sich nicht einzumischen. «Während wir die Bedenken und den Rat unserer Freunde berücksichtigen, lehnen wir irgendeine Einmischung in unsere internen Angelegenheiten ab», teilte Abiy am Mittwoch mit. Als souveräner Staat habe Äthiopien das Recht, innerhalb des Landes die Gesetze zu wahren und zu vollstrecken. Man ermahne daher die internationale Gemeinschaft mit Respekt, jegliche unerwünschte und unrechtmäßige Einmischung zu unterlassen.

Von den Vereinten Nationen in New York kam indirekter Widerspruch: «Unsere Positionen bleiben bestehen, wir sind besorgt darüber und wir werden weiter darüber sprechen und weiter handeln, wenn sich die Situation verschlechtert», sagte Sprecher Farhan Haq auf eine entsprechende Frage.

Äthiopiens Regierung hatte vor drei Wochen eine Offensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) gestartet, die in der nördlichen Region Tigray an der Macht ist. Derzeit rückt Äthiopiens Armee auf Tigrays Hauptstadt Mekelle zu. Abiy stellte den Kräften und Milizen in Tigray am Sonntagabend ein 72-stündiges Ultimatum zur Kapitulation. Am Dienstag hatte UN-Generalsekretär António Guterres die Konfliktparteien zum Schutz der Zivilbevölkerung aufgerufen. Zudem beschäftige sich der UN-Sicherheitsrat hinter verschlossenen Türen erstmals mit dem Konflikt.

Hintergrund des Konflikts sind immer größere Spannungen zwischen Tigray und der Zentralregierung. Die TPLF dominierte Äthiopien mehr als 25 Jahre lang, bis Abiy 2018 an die Macht kam und die TPLF hinausdrängte. Der Ministerpräsident wirft der Partei vor, seitdem seinen Reformprozess zu untergraben und sich die Macht zurückholen zu wollen; die TPLF hingegen wirft Abiy einen Angriff auf die Autonomie von Tigray vor. In dem Land mit rund 112 Millionen Einwohnern gibt es etliche ethnische Spannungen, die unter Abiy gestiegen sind.

Nach UN-Angaben unter Berufung auf humanitäre Helfer vor Ort sind im Süden Äthiopiens aufgrund des Konflikts bereits mehr als 95 000 Menschen vertrieben worden. Nahrungsmittel, Wasser und Unterkünfte würden dringend benötigt. Etwa 42 000 Flüchtende hätten die Grenze zum Sudan überquert. Auch leide die Sicherheitslage in anderen Teilen des Landes darunter, dass Einsatzkräfte nach Tigray abgezogen würden.

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