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Kiel/Flintbek (dpa) - Ausgrabungen auf einem der größten Großsteingrab-Friedhöfe Europas in Flintbek haben die Kenntnisse über das Leben der Menschen vor mehreren Tausend Jahren erweitert. Die zum Teil spektakulären Ergebnisse, wie der Fund der möglicherweise weltweit ältesten Wagenradspuren, hat Doris Mischka in einer jetzt von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel als Buch veröffentlichten Arbeit aus dem Jahr 2012 zusammengefasst. Die Professorin forscht und lehrt inzwischen am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Die Wagenradspuren von Flintbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde) aus der Zeit etwa 3400 Jahre vor unserer Zeitrechnung sind den Untersuchungen zufolge der früheste Nachweis dieser Art weltweit. Wagenspuren kenne sie sonst nur aus etwas jüngeren Zeiten, teilte Mischka mit. «Es gibt Darstellungen, die älter sein könnten und auch Radfunde aus Feuchtbodensiedlungen z.B. aus der Schweiz, die älter sein könnten.»

Es sei nicht ausgeschlossen, dass im Norden noch ältere Wagenspuren zu finden seien. «Es kommt auf die günstigen Erhaltungsbedingungen an.» In Flintbek seien die Wagenspuren mit einem Grabhügel zeitnah überbaut worden. «Auch die frühesten bekannten Pflugspuren sind auf diese Weise überliefert.»

Wo das Rad erfunden wurde, sei nicht einfach zu beantworten. «Es gibt mehrere Regionen, die in Frage kommen.» Die meisten ihrer Kollegen und Kolleginnen präferierten die Steppenregionen nördlich des Schwarzen Meeres oder das Zweistromland.

Der Kieler Archäologe Prof. Johannes Müller äußerte sich beeindruckt zu den Forschungsergebnissen: «Es ist eindeutig, dass die Menschen in Mitteleuropa ebenso früh wie jene des Nahen Ostens hochtechnologisiert waren. Das Ergebnis rückt Flintbek in das Zentrum einer der entscheidenden Innovationen der Menschheit.»

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