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Die EU-Kommission will mehr Geld in «grüne» Anlagen lenken. Vom 2. August an müssen Banken bei der Anlageberatung die Vorzüge der Kundschaft beim Thema Nachhaltigkeit abfragen. Ein Selbstläufer ist die Umsetzung der neuen Vorgaben nicht.

Frankfurt/Berlin (dpa) - Die neuen europäischen Vorgaben für die Beratung von Bankkunden zu «grünen» Geldanlagen sind nach Ansicht der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) noch nicht ganz ausgereift. «Die Kunden müssen direkt verstehen können, wie sich «Nachhaltigkeit» definiert», forderte der Dachverband der fünf großen Bankenverbände in Deutschland. Unterschiedliche, unklare Definitionen könnten zu fehlender Akzeptanz bis hin zu «Greenwashing»-Anschuldigungen führen.

«Bisher liegt den EU-Vorgaben und Auslegungen jedoch ein unterschiedliches Verständnis von Nachhaltigkeit zugrunde. Im Interesse von Kunden wie von Banken und Sparkassen sollte daher eine Harmonisierung des Nachhaltigkeitsverständnisses im Rahmen der europäischen Gesetzgebung erfolgen», erklärte die DK auf Anfrage.

Bankberater und Versicherungsvermittler sind vom 2. August an verpflichtet, Kundinnen und Kunden zu fragen, ob sie «grün» investieren wollen und welche Präferenzen sie dabei haben.

«Grundsätzlich begrüßt die Deutsche Kreditwirtschaft, dass Nachhaltigkeit in der Anlageberatung verankert wird.» Die Branche sei sich «allerdings der Herausforderung bewusst, dass ein bislang schon sehr aufwendiger und detaillierter Beratungsprozess noch erheblich an Komplexität zunehmen wird», teilte die DK mit. «Dies wird dazu führen, dass die Beratungsgespräche deutlich länger werden.»

Skeptisch sind die Bankenverbände, ob die erwartete höhere Nachfrage nach «grünen» Anlagen umgehend befriedigt werden kann. Es sei zu erwarten, «dass gerade zu Beginn der Einführung im August eher wenige Produkte zur Verfügung stehen werden, die den Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden entsprechen». Die Deutsche Kreditwirtschaft rechnet jedoch damit, «dass dieses Angebot perspektivisch deutlich ausgeweitet wird, wenn die erforderlichen Unternehmensdaten vermehrt vorliegen».

Auf die Umsetzung der neuen Vorgaben ist die Branche nach Angaben des Dachverbandes grundsätzlich vorbereitet. «Viele Kreditinstitute haben die Anforderungen bereits in ihren Prozessen umgesetzt oder stehen kurz vor der Veröffentlichung. Zum 2. August wird die Branche entsprechend den gesetzlichen Vorgaben startklar sein», teilte die DK mit.

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