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Seit rund fünf Tagen brennt es an Afrikas höchstem Berg. Die Flammen lodern weiterhin unkontrolliert - und bringen damit nun auch Bergsteiger auf vermeintlich sicheren Routen in Gefahr.

Moshi/Johannesburg (dpa) - Nach einer Verschärfung der Lage an dem von Flammen und Rauch verhüllten Kilimandscharo haben mehrere internationale Bergsteiger den Notabstieg versucht. «Hier ist zu viel Rauch, wir haben Angst vor einer Kohlenmonoxid-Vergiftung», berichtete die Bergführerin Debbie Bachmann, die am Donnerstag den Aufstieg mit einer Gruppe von Deutschen, Österreichern und Schweizern abbrach. Auf einem Foto war eine dichte Rauchwolke zu sehen, die den Weg versperrte.

Sie habe zunächst die Anweisung der Nationalparkbehörde erhalten, sich mit ihrer Gruppe im 4673 Meter hoch gelegenen Barafu Camp in Sicherheit zu bringen, sei dann aber zum 3700 Meter hohen Horombo-Lager hinabgeschickt worden. «Diejenigen, die den Aufstieg versucht haben, mussten wieder umkehren - keine Chance», berichtete sie. Im Horombo-Lager waren einige Hütten niedergebrannt, wie ein Foto zeigte. Die Gruppe von zehn Bergsteigern sei von dort in einem Rettungsfahrzeug den Berg hinuntergebracht worden, berichtete Bachmann. Am späten Donnerstagabend hatten sie demnach fast den Marangu-Eingang des Nationalparks erreicht.

Ein Camp mit Bergsteigern aus der Schweiz und anderen Ländern war in der Nacht zu Donnerstag bereits wegen heranziehender Flammen geräumt werden, wie Tour-Organisatoren der Deutschen Presse-Agentur sagten. «Außer meiner Schweizer Gruppe gab es da noch fünf bis sechs andere Gruppen, die um Mitternacht ihre Zelten abbrechen mussten», erklärte der seit 15 Jahren an Afrikas höchstem Gebirgsmassiv lebende deutsche Bergführer Henning Schmidt. Das Mweka-Camp befindet sich an der Baumgrenze und ist beim Abstieg über die diversen Routen das letzte Lager vor dem Verlassen des Gebirgsmassivs. Viele Bergtouristen erreichen es erschöpft vom beschwerlichen Abstieg.

Auf Satellitenbildern des aus den Kratern Mawenzi, Shira und Kibo bestehenden Massivs war ein deutliches Ausbreiten der Flammen zu sehen, die sich zudem geteilt hatten. «Das Feuer dehnt sich jetzt immer mehr aus», sagte Schmidt. Vor allem im Südosten verstärkte sich die Rauchentwicklung am Nachmittag wieder.

Der tansanische Tourismusminister Hamisi Kigwangalla teilte auf Twitter mit: «Wir bekämpfen das Feuer weiterhin, die Arbeit ist schwieriger als wir dachten; starke Winde und eine trockene Vegetation stellen eine Herausforderung dar.» Seit Donnerstag sei ein Helikopter im Einsatz und man versuche, mehr Flugzeuge für die Löscharbeiten zu bekommen, hieß es am Abend in einer Mitteilung. Trotzdem betonte der Minister: Das Bergsteigen im Kilimandscharo-Nationalpark werde «wie gewohnt fortgesetzt».

Die Nationalparkbehörde erwog nach offiziell unbestätigten Branchenangaben einen Rückruf aller noch im Gebirge befindlichen Touristen. Nach Schätzungen der Tourismusindustrie vor Ort waren in dem Gebiet noch mehr als 100 einheimische Bergführer, Träger und Touristen unterwegs. Offizielle Angaben dazu gab es allerdings nicht.

Der Großbrand war am Sonntag aus bislang unbekannten Gründen an der Südflanke des Kilimandscharo ausgebrochen und hat seitdem nach offiziellen Angaben mindestens 28 Quadratkilometer Heidefläche zerstört. Die Höhe und der teilweise nur schwer erreichbare Brandherd gestalten die Löscharbeiten schwierig. Nach offiziell unbestätigten Berichten sollen mittlerweile auch Gebäude zerstört worden sein.

Der Kilimandscharo mit seinem Spitznamen «Dach von Afrika» ist mit 5895 Metern Höhe Afrikas höchster Berg und gilt zugleich als der höchste frei stehende Berg der Welt. In Tansania, wo am 28. Oktober Wahlen anstehen, gilt der Bergtourismus als ein wichtiger Arbeitgeber und Devisenbringer.

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