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Potsdam/Palermo (dpa) - Der durch seinen Anti-Mafia-Kampf bekannte Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, fordert mehr Einfluss der europäischen Kommunen auf die Migrationspolitik. Der Politiker aus Sizilien sagte der Deutschen Presse-Agentur, die aktuellen Pläne der Europäischen Kommission für eine neue Asylpolitik gingen nicht weit genug. Europa müsse die freiwillige Bereitschaft vieler Kommunen zur Aufnahme von Flüchtlingen stärker nutzen. Der 73-jährige Italiener sollte am Donnerstagabend in Potsdam bei einer Gala mit Video-Zuschaltung einen europäischen Kulturmarken-Preis für sein Lebenswerk erhalten.

Für Freitag kündigte Orlando einen gemeinsamen Aufruf mit dem Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert zur EU-Migrationspolitik an. Sowohl Palermo als auch Potsdam sind Teil des Städtebündnisses «Seebrücke» gegen Abschottungspolitik. Die EU müsse den «Schutzsuchenden ein faires und an humanitären Werten orientiertes Asylverfahren» ermöglichen, heißt es in dem neuen Appell.

«Palermo hat sich in den vergangenen Jahrzehnten extrem stark verändert», erläuterte Orlando seine Motivation, Migration und Menschenrechte in den Fokus zu stellen. «Wir haben unser Denken und die Gefühle in unseren Herzen verändert.» Migration könne so als Gewinn für eine Stadt begriffen werden: «Zum Beispiel, wenn man sieht, dass der menschenwürdige Umgang mit Flüchtlingen die Grundlagen des Zusammenlebens aller Bürger ändert», sagte er in Palermo. Auf Sizilien landen immer wieder Hunderte von Bootsmigranten an.

Der langjährige Bürgermeister war früher auch Mitglied des Europaparlaments. In der Begründung der Expertenjury für den Preis hieß es, Orlando biete «mit kühnen Kulturinitiativen der Mafia und dem Rassismus die Stirn». Bei der Veranstaltung im Nikolaisaal in Potsdam sollten auch noch andere Kulturmacher geehrt werden.

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