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Berlin (dpa) - Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises an den Krieg in der Ukraine erinnert. «Wir wissen, er ist da», sagte sie am Freitagabend in Berlin. Nicht einmal 1000 Kilometer seien es von hier bis nach Lwiw, bis an die ukrainische Grenze. «Krieg verändert alles.» Er verändere die Ansicht einer Stadt, noch bevor ein feindlicher Soldat die Stadtgrenze überschritten habe.

Er lasse Berge von Sandsäcken wachsen, wo vorher ein Denkmal gewesen sei, sagte Roth und erzählte von ihrem Besuch in Odessa, wo sie auch das Filmstudio besucht hatte. Man sehe Krieg in Filmen, sagte Roth und nannte den Film «Komm und sieh» des Regisseurs Elem Klimow. «Der brutalste, der unerbittlichste Kriegsfilm, den ich kenne.» Man sehe die Entmenschlichung des Menschen.

«Der Krieg verändert alles, auch einen Abend wie diesen», sagte Roth. Könne man den Film nun dennoch feiern? «Man kann es nicht nur - man soll es, man muss es.» Sie rief die Filmbranche auf, sich auf ihre Kraft zu besinnen. «Die Kraft des Films, die Magie des Kinos.»

«Komm und sieh» sei eine Antwort auf den Krieg, so Roth. Die Wahrheit, die er zeige, sei eine eigene Macht. «Und ich denke an so viele andere Filme, die auf ihre Weise mit Krieg, mit Gewaltherrschaft, auch mit dem Widerstand dagegen umgehen.» Wer wünsche sich nach den stundenlangen Traktaten von Wladimir Putin nicht stattdessen Charlie Chaplins brutalstmögliche Entlarvung als Interpret des großen Diktators.

«Wir brauchen die Kraft der Kunst. Die Kraft der Literatur. Die Kraft des Films. Nicht, um abzulenken vom Elend des Films, nein, sondern ihm etwas entgegenzusetzen, dem Elend der Welt.» Sie sagte, sie wollten dafür sorgen, dass ukrainische Filmemacher und Filmemacherinnen weiter arbeiten könnten. Sie freue sich über die Initiative der Deutschen Filmakademie, ukrainische Filmschaffende mit einem Stipendienprogramm zu unterstützen. «Sie werden uns die Schrecken des Krieges zeigen, damit er nicht namenlos bleibt.»

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