Ort/Quelle
Taschkent (dpa)
Datum
Text

Taschkent (dpa) - Der Internationale Fonds zur Rettung des Aralsees sieht kein Ende der ökologischen Katastrophe um das einst größte Gewässer Zentralasiens. «Man kann zuschauen, wie das Meer verschwindet», sagte der Leiter des Fonds, Wadim Sokolow, in der Hauptstadt Taschkent in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Usbekistan. Es gebe international viele «schöne Projekte auf dem Papier», aber kaum Geld, obwohl dies versprochen sei. «Das Geld kommt teelöffelweise», sagte Sokolow der Deutschen Presse-Agentur.

Zwei Millionen US-Dollar (1,77 Millionen Euro) erhalte der staatliche Fonds pro Jahr. 400 Millionen US-Dollar aber seien allein erforderlich, um die nötige Infrastruktur zu bauen, damit der Status quo des Sees erhalten bleiben könne. Übrig seien heute noch zehn Prozent der ursprünglichen Fläche des Aralsees, der einmal zu den vier größten Binnenseen der Erde gehörte. Der Aralsee ist ein Salzwassergewässer, das auch als Binnenmeer bezeichnet wird.

Es gebe Dutzende Organisationen, darunter die Weltbank, die Vereinten Nationen, die US-Entwicklungshilfe USAID und die Europäische Investitionsbank sowie unzählige Projekte und Hilfsprogramme für den Aralsee, sagte Sokolow. Aber es fehle an Koordination, die Arbeit müsse aufeinander abgestimmt werden. Es gebe viel Aktionismus, aber kaum echte Hilfe, meinte er.

Einst hatte der See eine Fläche von rund 69 000 Quadratkilometern - fast so groß wie Bayern. Mit seinen rund 1080 Kubikkilometern (km3) Wasser habe das Binnenmeer einst eine klimaregulierende Funktion gehabt. 90 Prozent des Gewässers seien heute verschwunden. Um den aktuellen Stand zu erhalten, sagte Sokolow, müssten sieben bis elf Kubikkilometer Wasser pro Jahr in das Becken fließen. «Wir haben gerade einmal zwei Kubikkilometer, also nicht einmal ein Drittel.» Ein km3 sind 1000 Milliarden Liter Wasser.

2017 meinte UN-Generalsekretär António Guterres bei einem Besuch in der Region zum Sterben des Aralsees: «Das ist wahrscheinlich die größte ökologische Katastrophe unserer Zeit.» Mit Blick auf den weltweiten Klimawandel warnte er damals, dass sich das Phänomen an anderen Orten der Erde wiederholen könne. Guterres sagte auch, dass die Lage um den Aralsee nicht zuletzt Mahnung sei, die Vereinbarungen des Pariser Klimagipfels umzusetzen.

Schlagworte
ID
20211231T043124+0100bdt0034
Alle Tags
Umwelt
Katastrophen
Wasser
Klima
Wissenschaft
UN
Jahreswechsel