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Paris (dpa) - Der größte französische Wirtschaftsverband Medef hat sich angesichts von Boykott-Aufrufen gegen Produkte aus Frankreich in mehreren arabischen Ländern hinter die Regierung in Paris gestellt. Es komme nicht in Frage, der Erpressung nachzugeben, sagte Medef-Chef Geoffroy Roux de Bézieux dem Fernsehsender BFMTV am Montag. «Es gebe Zeiten, in welchen wir Prinzipien vor die Möglichkeit, unser Geschäft auszubauen, stellen müssen.»

Medef sei «völlig solidarisch mit der französischen Regierung», so der Verbandschef. «Ich fordere die Unternehmen auf, sich der Erpressung zu widersetzen und diesen Boykott vorerst leider zu ertragen.» Der Streit zwischen Frankreich und den anderen Ländern war wegen der Debatte um das Zeigen und Veröffentlichen von Mohammed-Karikaturen entflammt.

Hintergrund sind Aussagen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach dem brutalen Mord an einem Lehrer in Frankreich. Macron hatte die Meinungsfreiheit verteidigt und sich auf die Seite derjenigen gestellt, die Karikaturen zeigen oder veröffentlichen wollen. Frankreich werde nicht «auf Karikaturen und Zeichnungen verzichten, auch wenn andere sich davon zurückziehen», sagte Macron bei einer Gedenkfeier zu Ehren des getöteten Samuel Paty. Dieser hatte Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt und war auf offener Straße getötet und danach enthauptet worden. Die islamische Tradition verbietet es, den Propheten Mohammed abzubilden.

Mehrere arabische Länder hatten am Sonntag einen Boykott begonnen. Händler in Jordanien, Kuwait und Katar nahmen französische Waren aus ihren Filialen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Macron zudem Islamfeindlichkeit vor und zweifelte an dessen geistiger Gesundheit. Paris rief aus Protest seinen Botschafter aus Ankara zurück.

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