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Berlin (dpa) - Entwicklungsminister Gerd Müller geht davon aus, dass die Corona-Pandemie das Problem der Kinderarbeit drastisch verschärfen wird. «Die Corona-Krise ist eine Katastrophe für viele Kinder», sagte der CSU-Politiker anlässlich des Starts des von den Vereinten Nationen ausgerufenen internationalen Jahres gegen Kinderarbeit am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit könnten 320 Millionen Kinder nicht zur Schule.

Nach Schätzungen der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) werden laut Müller 24 Millionen Kinder nach Corona nicht in die Schulen zurückkehren, weil sie dann für das Überleben ihrer Familien arbeiten müssten. Schon vor der Pandemie habe die Zahl der unter ausbeuterischen und gefährlichen Bedingungen arbeitenden Kinder bei mehr als 70 Millionen gelegen. «Das ist moderne Sklaverei», sagte Müller. Er forderte erneut, das sogenannte Lieferkettengesetz zügig auf den Weg zu bringen, um Kinderarbeit zu stoppen und Menschenrechtsstandards für deutsche Produkte sicherzustellen.

Das in der Koalition umstrittene Lieferkettengesetz, das Kinderarbeit und Hungerlöhne bei ausländischen Zulieferern eindämmen soll, kommt derzeit nicht voran. Ein solches Gesetz würde deutsche Unternehmen verpflichten, bei ausländischen Lieferanten die Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards zu garantieren.

Das Vorhaben liegt seit Monaten auf Eis. Während Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) das Projekt vorantreiben, befürchten Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine zu starke Belastung der Wirtschaft. Hauptstreitpunkt ist dem Vernehmen nach eine mögliche zivilrechtliche Haftung der Firmen.

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