Ort/Quelle
Genf (dpa)
Datum
Text

Genf (dpa) - Nach schweren Vorwürfen gegen den WWF wegen brutaler Wildhüter will die Umweltorganisation die Empfehlungen einer von ihr eingesetzten Menschenrechtskommission beherzigen. «Wir werden in Hinblick auf alle Empfehlungen handeln», sagte WWF-Generaldirektor Marco Lambertini am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz.

Der WWF (World Wide Fund For Nature) mit Sitz in Gland bei Genf legte am selben Tag den Bericht der Kommission vor, die die Richterin und frühere UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay leitete. Das Dokument bestätigt viele der Vorwürfe und legt dem WWF zur Last, auf diesbezügliche Hinweise mit großem Verzug reagiert zu haben.

Im März 2019 hatte das Online-Magazin «Buzzfeed» über schwere Vorwürfe zu Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Mord berichtet, die vom WWF mitfinanzierte Wildhüter begangen haben sollen. Die Organisation setzt sich weltweit für den Erhalt der Artenvielfalt und den Schutz von Urwäldern ein. Dabei arbeitet sie häufig mit Regierungen und Nationalpark-Verwaltungen zusammen. Sie hilft bei der Bezahlung von Park-Rangern und Wildhütern, die gegen Wilderei, illegalen Holzschlag und andere Formen des Raubbaus an den Urwäldern vorgehen sollen.

Der «Buzzfeed»-Artikel hatte unter anderem über massive mutmaßliche Übergriffe der Wildhüter gegen indigene Bevölkerungen im Umfeld des Nationalparks Salonga im Kongo berichtet. Die Ranger sollen Frauen vergewaltigt und andere Einwohner gefoltert und sogar getötet haben.

Der Pillay-Bericht bestätigte die Vorwürfe, hält aber auch fest, dass WWF-Personal in keinem Fall daran beteiligt war oder dazu angestiftet hatte. Zugleich schlussfolgert das Dokument: «Der WWF hat seine menschenrechtlichen Verpflichtungen in Hinblick auf die Aktivitäten, die er im Salonga-Nationalpark unterstützt, nicht erfüllt.» Die Vorwürfe gegen die Wildhüter seien zunächst unter den Teppich gekehrt und dann verspätet untersucht worden.

«Wir erkennen unsere Verantwortung an», sagte WWF-Generalsekretär Lambertini am Dienstag. «Es erfüllt uns mit Trauer, dass Menschen leiden mussten.»

Schlagworte
ID
20201124T161454+0100bdt0489
Alle Tags
Umwelt
Naturschutz
Schweiz
Kongo
International
Tiere
Kriminalität