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Johannesburg (dpa) - Ein kurzfristiger Ersatz der russischen Gaslieferungen nach Deutschland durch Flüssiggas (LNG) aus anderen Staaten dürfte aus Expertensicht kurzfristig schwierig werden. Russland liefere rund 55 Milliarden der jährlich nachgefragten 90 Milliarden Kubikmeter Gas, heißt es in einem gemeinsamen Beitrag des Flensburger Professors Kay Pfaffenberger und des Vorsitzenden des Afrikavereins der deutschen Wirtschaft, Stefan Liebing. «Diese Mengen sind zumindest kurzfristig nicht zu ersetzen.» Beide sprechen sich für Afrika als Alternativ-Lieferanten aus.

Weltweit würden etwa 500 Milliarden Kubikmeter Gas zu LNG umgewandelt. Rund 40 Milliarden davon kämen aus russischen Anlagen, heißt es in dem Beitrag. Da vom Rest 80 bis 90 Prozent durch langfristige Verträge gebunden seien, blieben theoretisch zwischen 46 Milliarden und 92 Milliarden Kubikmeter. Deutschland müsste somit fast die gesamten weltweit kurzfristig verfügbaren Mengen aufkaufen, um die russischen Lieferungen vollständig durch LNG zu ersetzen - was unmöglich sei.

«Gleichwohl scheint es möglich, etwa 10 Prozent dieser Mengen durch LNG zu substituieren, also rund 5 Milliarden Kubikmeter», meinen die Autoren. Afrika böte dabei Wettbewerbsvorteile durch die Nähe zu Europa und somit geringere Transportkosten. LNG-Exportanlagen wie die in Ägypten, Libyen, Algerien, Nigeria, Kamerun, Äquatorialguinea und Angola wären prinzipiell in der Lage, überschaubare Mengen kurzfristig zur Verfügung zu stellen.

In dem Bericht heißt es: «Durch die unzureichenden Investitionen in die Gasförderung auf dem Kontinent in den vergangenen Jahren bestehen jetzt Möglichkeiten, freie Kapazitäten in bestehenden Verflüssigungsanlagen zu nutzen, um zusätzliche Mengen zu erzeugen und mit langfristigen Verträgen zu verkaufen.» Zeitnahe Lösungen für die Finanzierung seien aber nötig. Nicht auszuschließen sei, dass der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft schneller als gedacht möglich werde. Eine vollständige Alternativlösung sei sie aber noch nicht.

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