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Wien (dpa) - Österreichs Kulturbetriebe haben auf ihre Schließung während eines Teil-Lockdowns sowohl mit Verständnis als auch mit bitterer Kritik reagiert. Die Wiener Staatsoper und das Burgtheater betonten, dass bei zuletzt bis zu 1000 Gästen pro Vorstellung mit strengen Hygienekonzepten keine Ansteckungen im Publikum bekannt geworden seien. Die Schließung ab Dienstag bis Ende November, die mit der von Freizeiteinrichtungen und der Gastronomie am Samstag verkündet worden war, scheine daher rein symbolische Bedeutung zu haben, kritisierte Burgtheater-Chef Martin Kusej am Sonntag.

«Theater, Opern, Museen und Konzerthäuser werden quasi als Freizeitgestaltung definiert und werden mit Spielhallen, Wettbüros, Bordellen und Paintballanlagen in einen Topf geworfen», so Kusej. Dass Theater als Orte der gesellschaftlichen Debatte systemrelevant seien, spiegele sich trotz der oft geäußerten Wertschätzung der «österreichischen Kulturnation» nicht im Umgang mit ihnen wider.

Staatsopern-Direktor Bogdan Roscic nannte den Lockdown einen harten Schlag. Unter «erwiesen sicheren Bedingungen» habe die Belegschaft drei Premieren in zwei Monaten auf die Beine gestellt. «Trotz der Schließung werden wir in diesem Geist weiterarbeiten und den Probenbetrieb unvermindert weiterführen, um zum frühesten möglichen Zeitpunkt wieder mit den Vorstellungen beginnende können.». Auch die Intendanten von Musikverein und Konzerthaus äußerten sich enttäuscht.

Ärgerliche Töne kamen auch von Seiten der Museen, die in einem ersten Entwurf der neuen Corona-Verordnung zunächst zu den Ausnahmen von der Schließung gehörten und nun doch schließen müssen. Sie sei damit nicht einverstanden, sagte die Chefin des Kunsthistorischen Museums Wien, Sabine Haag, der Nachrichtenagentur APA am Samstagabend. «Die Museen sind derzeit sicherlich die sichersten Orte, die man besuchen kann.» Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder warf der Regierung vor, im Sommer zu leichtfertig alles wieder geöffnet und damit den zweiten Lockdown mitverursacht zu haben.

Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig betonte dagegen, dass die Eindämmung der Infektionszahlen absolute Priorität habe. «Das Belvedere wird auch diese Krise überstehen. Unser Fokus gilt der konstruktiven Vorbereitung für die Zeit danach», erklärte sie.

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