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Istanbul (dpa) - Die Türkei hat eine Resolution des Europaparlaments zu der geteilten Mittelmeerinsel Zypern als «Erpressung» zurückgewiesen. Die Forderung der Parlamentarier, wonach die Türkei unter anderem ihre Truppen aus Nordzypern abziehen soll, sei «von der Realität losgelöst», erklärte das Außenministerium in Ankara am Freitag. «Die Türkei wird sowohl ihre eigenen Rechte als auch die der türkischen Zyprer weiterhin entschlossen schützen, ohne sich irgendeiner Drohung und Erpressung zu beugen», hieß es weiter. Für Dialog und Verhandlungsbemühungen sei Ankara offen.

Eine zentrale Forderung des EU-Parlaments in der Resolution vom Donnerstag ist, dass die Türkei die teilweise Öffnung des Stadtteils Varosha von Famagusta im Norden der Insel wieder rückgängig machen soll. Auf das rechtswidrige Vorgehen der Türkei solle mit Sanktionen reagiert werden, hieß es. Zypern ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention geteilt. Im Norden gibt es die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Die Republik Zypern, die seit 2004 EU-Mitglied ist, beherrscht nur den Süden der Insel.

Der Regierungschef Nordzyperns entschied zuletzt, den mehr als 40 Jahre gesperrten Stadtteil Varosha in Famagusta teilweise wieder zu öffnen. Für die Republik Zypern war dies eine schwere Provokation. Aus dem griechisch-zyprischen Stadtteil waren 1974 rund 40 000 Bewohner vor der türkischen Armee geflüchtet. In der Folge wurde die frühere Touristenhochburg zum militärischen Sperrgebiet erklärt und gleicht seitdem einer Geisterstadt.

Das Gebiet solle an seine rechtmäßigen Bewohner zurückgegeben werden, hieß es in der Resolution des EU-Parlaments. Die Abgeordneten forderten die Türkei auf, von einer Besiedlung Varoshas durch andere als deren rechtmäßige Bewohner abzusehen. Sie seien besorgt, dass die Öffnung darauf abziele, den Status quo in Bezug auf Landbesitz in der Gegend zu ändern und so die Aussicht der Griechen auf eine Rückkehr nach Varosha zu untergraben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte bei einem Besuch in Nordzypern jüngst die Aufnahme von Gesprächen über eine Zwei-Staaten-Lösung für Zypern gefordert. Das EU-Parlament unterstützt eine Föderation mit zwei Gemeinschaften und zwei Zonen und einer gemeinsamen Staatsangehörigkeit.

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