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Colombo (dpa) - Angesichts der schwersten Wirtschaftskrise in Sri Lanka seit Jahrzehnten zieht es Bewohner des Landes auf der Suche nach Arbeit verstärkt ins Ausland. Mit Überweisungen ihres im Ausland verdienten Geldes wollten sie ihre Familien in der Heimat finanziell unterstützen und profitierten dabei vom derzeitigen Verfall der Landeswährung, berichtete die japanische Finanzzeitung «Nikkei Asia» am Dienstag aus Sri Lankas Hauptstadt Colombo.

Inmitten des täglichen Kampfes um Treibstoff und Lebensmittel und einer Inflation, die im Juni auf mehr als 50 Prozent stieg, ziehe es nicht mehr nur ungelernte oder mittelmäßig ausgebildete Menschen für Jobs ins Ausland, sondern nun zunehmend auch qualifizierte Arbeitskräfte, berichtete das Blatt.

Der Inselstaat südlich von Indien mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnern ist hoch verschuldet und war zuletzt nicht mehr in der Lage, die wichtigsten Importe wie Lebensmittel, Treibstoff und Medikamente zu finanzieren. Auch die hohe Inflation und stundenlange Stromausfälle sorgen für großen Unmut. Nach Massenprotesten setzte sich Präsident Gotabaya Rajapaksa kürzlich ins Ausland ab. Sein Nachfolger Ranil Wickremesinghe ließ vor wenigen Tagen das wichtigste Protestlager der Regierungsgegner gewaltsam von der Polizei auflösen. Doch die Lage in dem krisengeplagten Inselstaat ist weiter gespannt.

Schon bisher waren Migranten stets eine wichtige Devisenquelle für Sri Lanka, berichtete die «Nikkei Asia». Die Rücküberweisungen aus dem Ausland hätten zwischen 2001 und 2020 bei etwa acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts gelegen. Angesichts der gegenwärtigen Krise begrüße der Staat die Migrationsentwicklung. Die Mehrheit wandere nach Katar, Kuwait oder Saudi-Arabien aus. Experten warnten jedoch inzwischen vor der Abwanderung im eigenen Land benötigter Fachkräfte.

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