Orientierung dringend gesucht

Text

sage niemand, dass die Politik nicht handlungsfähig sei. Gerade hat sie das höchst eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Die EU entfernt, Folge der teils rabiaten Traktordemos, im Eiltempo die Umweltauflagen aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) – adieu Artenschutz. Deutschlands FDP-Verkehrsminister Volker Wissing drohte mit Sonntagsfahrverboten, falls nicht endlich das verdammte Klimaschutzgesetz geändert, also aufgeweicht werde, was dann auch prompt geschah. Fortsetzung folgt, ganz sicher.

Unterdessen legt auch die Korallenbleiche ein hohes Tempo vor, und zwar überall gleichzeitig. Vielleicht war es das für die Korallenriffe dieses Planeten. Und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) präsentiert der Weltwirtschaft schon mal die Rechnung, die bis 2050 für Klimaschäden auflaufen dürfte: 36 Billionen Euro jährlich könnten es gut und gerne werden. Da wir gerade beim Geld sind – manche haben offenbar zu viel davon und meinen, die Atomkraft könnte, etwa in Gestalt von Mini-AKW, sogenannten SMR, das Klima retten (können sie nicht). Heute ist übrigens der 38. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl.

Was könnte es in solchen Zeiten Wichtigeres geben als eine kritische, unabhängige und fundierte Berichterstattung über die diversen Umweltkrisen, die informiert, einordnet, erklärt, aber auch Lösungsansätze präsentiert und Mut macht? Dafür stand seit vielen Jahren das Greenpeace Magazin, das es, wie Sie wissen, bald nicht mehr geben wird. Die Lücke, die seine Einstellung im Herbst hinterlässt, soll das neue Umweltmagazin atmo schließen. Meine Kolleginnen und Kollegen arbeiten derzeit unter Hochdruck daran, dass es Anfang 2025 zum ersten Mal erscheinen kann.

Aber, liebe Leserinnen und Leser, atmo braucht nicht nur erstklassigen Journalismus, atmo braucht vor allem Sie! Denn damit das neue Magazin wirklich starten kann, müssen viele Menschen ein Abo abschließen. Denn: Das Abo des Greenpeace Magazins läuft nicht einfach unter dem Namen atmo weiter. Es endet im September mit der letzten Ausgabe. Helfen Sie uns daher und registrieren Sie sich jetzt und hier für den kostenlosen atmo-Newsletter. So bleiben Sie auf dem Laufenden und erfahren sofort, wenn es losgeht mit dem Abonnieren (bald!).

Außerdem kriegen alle, die jetzt den Newsletter bestellen, ein Willkommensgeschenk: den atmo-Zehn-Punkte-Plan „So geht Zukunft“. Den bekommt, wer sich anmeldet. Mal eben die Welt retten in zehn Punkten. Größenwahn? Na ja. Na und? Wer mal eben ein neues Magazin gründet, muss wohl eine Portion davon in sich tragen.

Drei meiner Kolleginnen, die hinter atmo stecken, können Sie übrigens diesen Sonntag, 28. April, in Berlin am Brandenburger Tor treffen. Denn dort, auf dem Umweltfestival der Grünen Liga, hat atmo einen Stand. Seinen ersten Messestand. Etwas improvisiert. Aber dafür bunt und lustig, das haben mir die Kolleginnen versprochen.

So, und jetzt Sie, damit es was wird mit der Weltrettung und dem neuen Magazin. Helfen Sie mit, einen großen Kreis an Unterstützern und Unterstützerinnen zu gewinnen. Diese Kolumne und ich zählen auf Sie, weil auch wir dann weiter mitspielen dürfen.

Newsletter abonnieren und atmo möglich machen: hier lang

Schlagworte
Autorenbild
gpm
Unterschrift
GPM
Untertitel
Redakteurin Kerstin Eitner empfiehlt: Lesen Sie ein gutes Umweltmagazin!
Stichzeile
Wochenauslese
Text Credit Beschriftung
Text
Kachel Viel Text
Off
Hintergrundfarbe
#fffbc9
Startseiten Sortierung
-546
Unterschrift Text

Kerstin Eitner
Redakteurin

Überschrift
Schon gelesen?
Überschrift
Schon fair eingekauft?
Startseite Pinned
Aus
Startseiten Sortierung Backend
-544

Mehr Mut wagen!

Text

vor einiger Zeit schickte mir meine Schwester ein Foto aus Leipzig. Auf einem alten Industrieareal hatte jemand ein buntes Graffito an die Wand gesprüht: Mut verändert alles.

Dieser Satz könnte das heimliche Motto meiner Heimatstadt sein. Denn es ist die Stadt, in der vor 35 Jahren zuerst eine Handvoll Leute und schließlich Hunderttausende halfen, eine Diktatur zu stürzen. Mit Kerzen gegen angedrohte Gewalt. Der Mut dieser Menschen veränderte tatsächlich alles. Ich war damals ein Grundschulkind und bin seitdem überzeugt, dass es Dinge gibt, die so wichtig sind, dass es sich lohnt, die Angst zu überwinden, sei es die Angst vor der unumstößlich erscheinenden Macht oder die ganz alltägliche Angst vor unmöglich erscheinenden Veränderungen.

Das Klima, die Artenvielfalt, die Freiheit, die Menschenrechte, unsere Zukunft auf diesem Planeten – ohne Mut und Entschlossenheit werden wir nichts davon retten. Zum Glück gibt es viele, die im Großen wie im Kleinen, hier wie in aller Welt, für eine bessere Zukunft eintreten. Diese „Mutmenschen“ beeindrucken uns und wir haben ihnen das neue Greenpeace Magazin gewidmet, das Sie ab sofort bestellen können.

Für diese Ausgabe haben wir zum Beispiel den Juden Shai Hoffmann und die Palästinenserin Nadine Migesel begleitet, die mit deutschen Jugendlichen über den Nahostkonflikt diskutieren und der Schwarz-Weiß-Welt der Sozialen Medien die schwer auszuhaltenden Graustufen der Wirklichkeit entgegensetzen. Wir haben mit der ukrainischen Juristin Maryna Slobodyanuk gesprochen, die mit Helm und kugelsicherer Weste russische Kriegsverbrechen dokumentiert, damit Gerichte Beweise haben. (Der Videoanruf endete mit einem Bombenalarm in Kiew und den Abschiedsworten: „Ich sollte besser in den Bunker gehen.“) Wir würdigen Brasiliens Umweltministerin Marina Silva, die ohne Rücksicht auf sich selbst für den Amazonas-Regenwald kämpft. Und wir stellen Menschen und Initiativen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg vor, die genau dort für die Demokratie eintreten, wo die AfD am stärksten ist. Und das Schöne ist: Das sind noch längst nicht alle Geschichten im neuen Heft.

Der Autor und Polit-Podcaster Friedemann Karig hat gerade ein Buch über Protest geschrieben. Es heißt „Was ihr wollt“. Im Interview erklärte er meinem Kollegen Thomas Merten und mir, wann genau der Mut der Vielen wirklich wirkt und wie wichtig Protest für Veränderung ist. (Spoiler: sehr wichtig!) Auf einer Mutskala von eins bis zehn, sagt Karig über sich selbst, sei er übrigens nur „eine solide Fünf“. Das macht nichts, glauben wir, denn von der Aktionskünstlerin Cesy Leonard haben wir bei unseren Recherchen gelernt, dass man Mut „wie einen Muskel“ trainieren kann. Neugierig? Zum Heft bitte hier entlang.

Wie immer haben wir natürlich auch andere Themen für Sie: Unser Reporter Tim Kalvelage hat Forschende nach Grönland begleitet, die untersuchen, welche klimatischen Kettenreaktionen das Tauen des Permafrosts auslösen könnte. Und Andrzej Rybak und Jonas Kako haben Menschen auf den Salomonen besucht, die nicht wissen, wohin, weil ihre Dörfer langsam im Meer versinken. In unserer Service-Rubrik erklären wir diesmal, woran man gutes Brot erkennt. Und in der „Auskunft“ beantworten wir unserer Leserin Astrid Luchtefeld die Frage, wie sinnvoll es ist, ein Elektroauto zu fahren, wenn man den ganz normalen deutschen Strommix „tankt“.

Es ist das vorvorvorletzte Greenpeace Magazin, bevor Mitte September schon das letzte erscheint. Die Zeit rast, Gelegenheiten werden rar. Also greifen Sie noch mal zu! (Und wenn Sie uns sowieso abonniert haben, dann an dieser Stelle allerherzlichsten Dank!)

Im Namen der gesamten Redaktion wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.

Schlagworte
Autorenbild
Anje Jager
Unterschrift
GPM
Untertitel
Redakteurin Katja Morgenthaler präsentiert das neue Greenpeace Magazin
Stichzeile
Wochenauslese
Text Credit Beschriftung
Text
Kachel Viel Text
Off
Hintergrundfarbe
#defbff
Startseiten Sortierung
-545
Unterschrift Text

Katja Morgenthaler
Redakteurin

Überschrift
Schon gelesen?
Überschrift
Schon fair eingekauft?
Startseite Pinned
Aus
Startseiten Sortierung Backend
-543

Zarte grüne Pflänzchen

Text

beginnen wir doch den gerade angebrochenen, angeblich so launischen Monat mit ein paar guten Nachrichten für Umwelt und Klima. Zwar muss man sie zwischen all dem Weltelend fast mit der Lupe suchen, entdeckt dann aber doch das eine oder andere verspätete Osterei. Hier meine Fundstücke:

Schiffstransporte. Am Gründonnerstag (!) hat im Hamburger Hafen erstmals ein großer Containerfrachter festgemacht, der statt mit dem üblichen Schweröl oder Schiffsdiesel mit Bio-Methanol betrieben wird. Die „Ane Maersk“ folgt auf ihre deutlich kleinere Schwester „Laura Maersk“. Sie ist 350 Meter lang, kann über 16.000 Standardcontainer befördern und sieht recht seltsam aus, weil sich die Brücke ganz vorn im Bug befindet. Aber maritime Eleganz und Schönheit zeichnen Containerschiffe sowieso nicht aus.

Die dänische Reederei Maersk will in den beiden kommenden Jahren weitere 17 große Containerschiffe in Fahrt setzen, die dann mit grünem oder E-Methanol (erzeugt mit aus erneuerbaren Energien hergestelltem Wasserstoff und Kohlendioxid) betrieben werden sollen. Bis 2050 soll, so will es die Internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO, die gesamte Weltschifffahrt klimaneutral fahren. Maersk möchte das schon bis 2040 schaffen.

Kohlekraftwerke. Zu Ostern gingen fast unbemerkt sieben Braunkohlekraftwerke mit einer Leistung von 3,1 Gigawatt vom Netz, darunter Blöcke der RWE-Kraftwerke Niederaußem und Neurath im Rheinischen Revier und des Leag-Kraftwerks Jänschwalde im Lausitzer Revier, die wegen der Energiekrise nach Russlands Überfall auf die Ukraine aus der Sicherheitsreserve geholt worden waren. Zwei weitere Blöcke des Kraftwerks Neurath, deren Betrieb verlängert worden war, wurden nun ebenfalls abgeschaltet. Das Bundeswirtschaftsministerium muss nun bis Ende Juni Vorschläge machen, wie die zusätzlichen CO2-Emissionen ausgeglichen werden sollen, die durch den Weiterbetrieb der Kohlemeiler angefallen sind.

Die Lichter werden jedenfalls auch nach deren Stilllegung nicht ausgehen, versichern Wirtschaftsministerium, Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und Bundesnetzagentur. Letztere hat übrigens für 2023 einen Zubau von 17 Gigawatt aus erneuerbaren Energien ermittelt, davon allein 14,1 Gigawatt aus Solarenergie. Die wichtigste Stromquelle ist die Windenergie, die mehr als ein Drittel des Bedarfs deckt.

Landwirtschaft. Traktorproteste hin, Rücknahme von Umweltauflagen her: Das Statistische Bundesamt wusste am Mittwoch zu vermelden, dass immer mehr Höfe in Deutschland auf ökologischen Landbau umstellen. Rund 28.700 Betriebe – jeder zehnte Hof – waren es im letzten Jahr, zehn Prozent mehr als noch 2020. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche wuchs sogar um knapp 16 Prozent und macht nun 11,2 Prozent der gesamten Agrarfläche aus. Auch die ökologische Tierhaltung ist seit 2020 um elf Prozent gestiegen. Bei den Ziegen macht diese Haltungsform über ein Drittel, bei Schafen 14, bei Rindern neun, bei Hühnern sieben und bei Schweinen ein Prozent des gesamten Bestandes aus.

Reparaturen. Ein klein wenig wird es noch dauern, doch im Frühsommer kriegen wir es wahrscheinlich mit Brief und Siegel: das lang ersehnte Recht auf Reparatur ist als EU-Richtlinie bereits auf dem Weg, muss aber noch in nationales Recht umgesetzt werden. Zunächst wird es nur für Laptops, Tablets und Smartphones gelten und für größere Haushaltsgeräte wie Kühlschränke und Spülmaschinen, aber Kleingeräte könnten folgen. Etliche Firmen bieten bereits von sich aus einen Reparaturservice an, denn sie haben gemerkt: Die Nachfrage ist vorhanden. Die meisten Menschen sehen nicht ein, dass sie Kaffeemaschinen oder Toaster wegwerfen müssen, nur weil irgendein kleines Teil defekt ist.

Nicht umsonst verzeichnen Repair-Cafés einen regelrechten Boom, es gibt deutschlandweit bereits mehr als 1000 von ihnen. Ganz zu schweigen von den Massen an Erklärvideos auf Youtube mit Anleitungen zur Selbstreparatur für praktisch alles. Falls Sie also in den nächsten Tagen nichts Besseres vorhaben...

Auf jeden Fall wünsche ich ein schönes und entspanntes Wochenende!

Schlagworte
Autorenbild
gpm
Unterschrift
GPM
Untertitel
Aprilfrisch! Unsere Redakteurin Kerstin Eitner begrüßt ein paar positive Entwicklungen
Stichzeile
Wochenauslese
Text Credit Beschriftung
Text
Kachel Viel Text
Off
Hintergrundfarbe
#d8ffe4
Startseiten Sortierung
-541
Unterschrift Text

Kerstin Eitner
Redakteurin

Überschrift
Schon gelesen?
Überschrift
Schon fair eingekauft?
Startseite Pinned
Aus
Startseiten Sortierung Backend
-539

Enthält Produktplatzierung

Text

mittlerweile hat es sich wohl herumgesprochen: Sofern Sie Abonnentin oder Abonnent des Greenpeace Magazins sind, werden Sie Mitte September die letzte Ausgabe desselben in den Händen halten. Das stimmt natürlich auch mich als langjährige Mitarbeiterin wehmütig, aber ich tröste mich mit der schönen Aussicht auf das neue Magazin atmo. Ich darf dort nämlich auch mitmachen. Wir, also diese Kolumne und ich, werden umziehen, migrieren, rübermachen.

Auch das Greenpeace Magazin war vor über zwei Jahrzehnten für mich ein Neuanfang, als ich die Greenpeace-Onlineredaktion verließ. Dort war ich 1996 eingestiegen, als die Website (wie alle anderen Websites) noch taufrisch war. Es war die Kindergartenzeit des Internets, mit viel technischem Schluckauf und dramatischen Systemabstürzen. Noch sausten keine Gigabytes durch die Leitungen, und man kannte fast alle User persönlich. Aber irgendwann nach der Jahrtausendwende war mit Relaunch, neuem Konzept und neuer Redaktion eben Zeit zu gehen, auch wenn der Abschied schwerfiel.

Mein Faible für neue Medienprojekte stammt noch aus der Zeit, als man beim Fernsehen in die Röhre guckte, an den Knöpfen des Radios drehte und Printerzeugnisse mehr oder weniger in Handarbeit herstellte.

Ganz buchstäblich tat ich das mit einigen Mitstudierenden aus einer sogenannten Basisgruppe, als uns an der Uni die ideologisch gefestigten K-Gruppen auf die Nerven gingen. Das hatte nichts mit K-Pop zu tun; hartgesottene Marxisten/Leninisten, Maoisten, Trotzkisten und was für -isten auch immer (-istinnen waren sehr dünn gesät), predigten jeweils ihre reine und einzig wahre Lehre und bekämpften einander mit heiligem Ernst.

So geht das nicht, fanden wir Spontis. Diese Bezeichnung für Leute, die glaubten, die Spontaneität der Massen werde zur Revolution von links führen, war von den K-Grüpplern abfällig gemeint, aber wir trugen sie mit Stolz. Im Gegensatz zu denen brauchten wir keine Avantgardepartei, die alles bestimmte, sondern wollten die Dinge einfach undogmatisch und selbstbestimmt anpacken.

Ganz ohne den Segen eines Zentralkomitees gründeten wir eine Zeitung namens „Blattschuss“, die wir zum Selbstkostenpreis von einer Mark in der Mensa oder bei Univeranstaltungen verkauften. Auf der Schreibmaschine getippte Texte wurden unprofessionell, aber mit viel Leidenschaft und Letraset-Anreibebuchstaben layoutet. Wir brachten es auf immerhin acht Ausgaben.

Ein paar Jahre später fand an der TU West-Berlin ein Kongress mit dem selbstironischen Namen „Tunix“ statt, aus dem unter anderem wieder ein neues Print-Projekt hervorging: eine linke Tageszeitung, die nach Meinung vieler Teilnehmender – zu denen auch ich gehörte – als Gegengewicht zur sogenannten bürgerlichen Presse dringend nötig war.

Das Ganze lief zwar professioneller ab als beim Blattschuss, aber es blieben noch reichlich Chaos, hitzige Diskussionen, viel unbezahlte Arbeit von Freiwilligen in den „taz-Inis“ und viel Spaß übrig. Texte schreiben, Büro organisieren, sich abends einen Packen Zeitungen schnappen und diese zum Verkauf in Kneipen anbieten: Es hat offensichtlich funktioniert, denn die taz gibt es immer noch, möge sie lange leben auf Erden.

Heute kann man mit Print allein keinen Blumentopf gewinnen, sondern muss auch das digitale Feld bespielen, Website, Apps, soziale Medien etc. Aber auch sonst dürfte es für das Gründungsteam einiges an Neuland geben. Wandert man durch die interne atmo-Kommunikation, ahnt man, wie viel organisatorischer Zeitaufwand da dranhängt. Wortmarke, Satzung, Steuernummer, Technikfragen…

An einer Stelle las ich die schöne Formulierung „gefühlte Gehälter“. Ich hoffe, dass die echten Gehälter zwar nicht exorbitant, aber doch deutlich höher ausfallen als beim Blattschuss (keine müde Mark) oder bei der taz (Einheitsgehälter für die wenigen Festangestellten, erst 800, später 1000 Mark. Wer mag, darf das gern in Euro umrechnen).

Da wir gerade bei den Finanzen sind: Sollte bei Ihnen noch Geld herumliegen, das auf eine sinnvolle Verwendung wartet, unter der Matratze, im Sparstrumpf oder auf dem Bankkonto – kein atmo ohne Investoren, Spenderinnen und überhaupt Menschen, die einem gewissen Wagemut und eventuell sogar einem leisen Wahnsinn nicht abgeneigt sind. Zu gegebener Zeit wird an geeigneter Stelle ein Aufruf zum Crowdfunding ergehen. Aber mitmachen dürfen (sollen!) Sie sowieso, mit oder ohne Geld.

Hier können Sie sich für den atmo-Newsletter anmelden. Und bitte: weitersagen, weitersagen, weitersagen.

Das wäre meine Osterbotschaft für das Jahr 2024. Da sie durchaus was mit Auferstehung zu tun hat, passt sie ganz gut, finde ich. In diesem Sinne: frohe Ostern!

Schlagworte
Autorenbild
gpm
Unterschrift
GPM
Untertitel
Redakteurin Kerstin Eitner rührt die Werbetrommel für einen Umzug nach Neuland
Stichzeile
Wochenauslese
Text Credit Beschriftung
Text
Kachel Viel Text
Off
Hintergrundfarbe
#ffe4de
Startseiten Sortierung
-539
Unterschrift Text

Kerstin Eitner
Redakteurin

Überschrift
Schon gelesen?
Überschrift
Schon fair eingekauft?
Startseite Pinned
Aus
Startseiten Sortierung Backend
-536

Alarmstufe Pink

Text

Während ich diese Zeilen schreibe, laufen gerade die letzten Vorbereitungen für den Druck der nächsten Ausgabe des Greenpeace Magazins. Es erfordert viele kluge Köpfe, gute Augen und noch bessere Nerven, bis das Heft in der gewohnten Qualität vor Ihnen liegt. Und zwar so, dass die Bilder auch so aussehen wie die Fotografinnen und Fotografen sie wahrgenommen haben, dass sich die Texte auf den Seiten angenehm lesen und sich möglichst keine Fehler mehr finden, wenn Sie das Magazin aufschlagen. Die Namen dieser erfahrenen und zuverlässigen Helferinnen und Helfer aus unserer erweiterten Redaktionsfamilie finden Sie nicht über den großen Geschichten. Sie stehen eher klein im Impressum, aber das macht ihre Beiträge nicht weniger wertvoll. Denn ohne sie gäbe es das Greenpeace Magazin nicht. An dieser Stelle aus tiefstem Herzen einen riesigen Dank an die Fachkräfte aus Litho, Druck und Produktion!

Auf unsere kommende Ausgabe, die vorvorvorletzte, wieder mit viel Liebe produzierte, können Sie sich freuen. Sie werden eindrucksvolle Persönlichkeiten kennenlernen, die auf ihre Weise Besonderes für Menschen, Tiere und Natur leisten, sich für mehr Miteinander, für mehr Mut und Ermutigung einsetzen, aber auch dafür, dass Untaten nicht ungesühnt bleiben. In wenigen Wochen erfahren Sie mehr. 

Eher geringere Vorfreude auf die Zukunft macht diese Woche ein Bericht der World Meteorological Organization (WMO) zur Lage des Klimas: 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, der globale mittlere Meeresspiegel erreicht infolge der Eisschmelzen Rekordhöhen und das Meer glüht. Knapp 40 Grad Wassertemperatur, wie sie vergangenen Sommer vor der Küste Miamis gemessen wurden, gefährden, nein, zerstören Ökosysteme und das meteorologische Gleichwicht. „Alarmstufe Rot“, verkündete WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo bei der Vorstellung des Berichts in Genf. 

Man vergisst oft, dass Forschende aus den Naturwissenschaften im Allgemeinen nicht zur Panik neigen und Wetterforschende schon gar nicht. Sie wägen nüchtern ab, analysieren und definieren Wahrscheinlichkeiten. Da war jahrzehntelang immer auch viel Konjunktiv mit dabei, wenn es um die Auswirkungen des Klimawandels ging. Mit den neuen Erkenntnissen der WMO sind wir im Präsens gelandet.

Dass all dies in den Nachrichten mit der routinierten Gelassenheit der täglichen Katastrophenverkündung abmoderiert und im politischen Berlin weitgehend ignoriert wurde, mag auch daran liegen, dass die Lautesten im Lande gerade einen ganz anderen Aufreger ausgerufen hatten: Alarmstufe Pink! Denn das neue Auswärtstrikot der Fussballnationalmannschaft bewegt sich farblich irgendwo zwischen rosa, violett und pink. Heerscharen eher unsportlich wirkender Kommentatoren sehen damit das Ende der deutschen Männlichkeit gekommen, heimtückisch herbeigeführt von einer woke-femininen Geschmacksdiktatur, die unsere Fussballer der Lächerlichkeit preisgeben will. Vielleicht steckt denen mal jemand, dass der Beste beim Straßenrad-Etappenrennen Giro d'Italia – unbestritten einer der härtesten Sportwettkämpfe der Welt – mit einem – igitt! – ROSA Trikot belohnt wird. 

Aber noch einmal zurück zur verkündeten „Alarmstufe Rot“ angesichts der Klimakrise: Welche Farbe kommt eigentlich als Nächstes? Anders gefragt: Was genau an „Alarmstufe Rot“ ist nicht zu verstehen? Irgendetwas, das Menschen bei klarem Verstand weiter an der Klimakrise zweifeln oder immer noch glauben lässt, so schlimm werde es schon nicht werden, selbst bei weiterer Untätigkeit. Manchmal wünsche ich mir etwas von dem bräsigen Trotz eines Volker Wissing, Wolfgang Kubicki oder Christian Lindner und der vielen anderen, die sich immer noch weigern, anzuerkennen, dass die Zeit dafür vorbei ist, an Verbrennermotoren und Ölheizungen festzuhalten, CO2-Minderungen für Lastwagen zu blockieren, Renaturierungs- und Artenschutzprogramme zu bekämpfen, überhaupt alles, was auch nur irgendwie dazu beitragen könnte, die Klimawende doch noch zu schaffen. So ein Leben ohne Zweifel und voller Selbstbesoffenheit ist sicher einfacher zu führen als das einer Meteorologin, die beobachten muss, wie sich gerade die schlimmsten Klimaprognosen in Rekordgeschwindigkeit erfüllen.

Es fügt sich in die zufällige Gleichzeitigkeit einer Wochenauslese, dass pünktlich zur Veröffentlichung der WMO-Zahlen der mächtigste Öl- und Gaslenker der fossilen Welt noch einmal klarstellte, wie sein Unternehmen am hoch profitablen Projekt der Erdzerstörung auch zukünftig festhalten will. Auf einer Energiekonferenz in Houston, Texas, forderte Amin Nasser, Chef von Saudi Aramco, den Abschied vom Abschied. „Wir sollten uns von der Fantasie verabschieden, aus Öl und Gas auszusteigen, und stattdessen angemessen in sie investieren“, erklärte er unter tosendem Beifall. Das Geld, das derzeit in den Ausbau der erneuerbaren Energien fließt, solle lieber darauf verwandt werden, technische Lösungen für das Auffangen und Speichern der Emissionen zu finden. Ein naheliegender Vorschlag für den Vertreter einer Industrie, die tagtäglich mehr als 100 Millionen Euro für die Erschließung NEUER Öl- und Gasvorkommen ausgibt. Es ist ein bisschen so, als würde man Messerstechereien mit größeren Pflastern bekämpfen anstatt den Leuten endlich die Messer wegzunehmen.

Kurz tanzte in meinem Kopf der Gedanke, sämtliche Profiteure und Lobbyisten der fossilen Industrie sollten für ein paar Monate nur noch in pinkfarbenen Trikots öffentlich auftreten, damit sich die empörten Aufwallungen endlich mal auf die Richtigen konzentrieren. Nur so eine Idee.

Ich möchte Sie aber nicht ins Wochenende entlassen, ohne wenigstens auf eine herzerwärmende Geschichte, wenn auch eine mit sehr ernstem Hintergrund, hingewiesen zu haben. Es ist die Geschichte einer Frau, die mit Hilfe mehrerer Freiwilliger ein ehemaliges Testlabor für Versuchstiere in eine Art Rehaklinik für Hunde, Katzen und Co. umbaut, die sonst nach Ablauf der Versuchsreihen getötet worden wären. Das Konkrete zu tun, also den betroffenen Tieren zu helfen, ohne das Allgemeine – den Kampf gegen Tierversuche – aus dem Blick zu verlieren – vielleicht ist das ja ein guter, anregender Gedanke für die kommenden Tage. 

Ich wünsche Ihnen ein inspirierendes Wochenende!

Wenn Sie mögen, leiten Sie diese Wochenauslese gern weiter. Abonnieren können Sie sie übrigens hier. Und wenn Sie auch unsere Presseschau zu Umwelt- und Klimathemen lesen möchten, können Sie sich hier dafür anmelden – dann halten wir Sie montags bis freitags auf dem Laufenden. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind!

Schlagworte
Autorenbild
Anje Jager
Unterschrift
GPM
Untertitel
Unser Redakteur Fred Grimm über die Farben der Empörung
Stichzeile
Wochenauslese
Text Credit Beschriftung
Text
Kachel Viel Text
Off
Hintergrundfarbe
#f2f2f2
Startseiten Sortierung
-537
Unterschrift Text

Fred Grimm
Redakteur

Überschrift
Schon gelesen?
Überschrift
Schon fair eingekauft?
Startseite Pinned
Aus
Startseiten Sortierung Backend
-534
abonnieren